Folge uns:

Bananen im Heu. Landwirtschaftliche Transformationsprozesse im Spiegel der Amateurfilmsammlung „Niederösterreich privat“

Brigitte Semanek bei den Schweizerischen Geschichtstagen 2025

  • Was
    aktuell Highlight Termin
  • Wann
    08.07.2025 von 15:15 bis 16:45 (Europe/Vienna / UTC200)
  • Wo
    Universität Luzern
  • Name des Kontakts
    Schweizerische Geschichtstage
  • Web Externe Webseite besuchen
  • Termin zum Kalender hinzufügen iCal

NÖprivat_Heuernte.jpg

Von 8. bis 11. Juli 2025 finden die siebten Schweizerischen Geschichtstage, veranstaltet von der Universität Luzern, statt. Die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG) richtet alle drei Jahre an wechselnden Orten die Schweizerischen Geschichtstage aus. Dieser Kongress versammelt Hunderte von Historikerinnen und Historikern aus dem In- und Ausland und zählt zu den größten Symposien seiner Art in Europa

Thema der Schweizerischen Geschichtstage 2025 ist «(Un)sichtbarkeit». Im Panel „(Un)sichtbares sichtbar machen. Filme als Quellen und Kommunikationsmedium in der agrar- und umwelthistorischen Forschung“ sprechen Brigitte Semanek, Andreas Wigger (Archiv für Agrargeschichte) und Martin Lüpold (Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel) mit den Chairs Juri Auderset (Archiv für Agrargeschichte, Universität Bern) und Peter Moser (Archiv für Agrargeschichte). Kommentiert werden die Papers von Sara Müller (Universität Zürich).

Weitere Informationen und das vollständige Programm der Geschichtstag: https://geschichtstage.ch

Abstract „Bananen im Heu. Landwirtschaftliche Transformationsprozesse im Spiegel der Amateurfilmsammlung „Niederösterreich privat“ (1950er bis 1980er Jahre)“

In diesem Beitrag wird die Amateurfilmsammlung „Niederösterreich privat“ darauf hin befragt, welche agrargeschichtlichen Perspektiven in den Filmdokumenten un/sichtbar werden. Mit über 70.000 digitalisierten Schmalfilmen von 2.700 Übergeber*innen bietet die Sammlung das Potenzial, serielle Bildproduktion, zeittypische Ausdrucksformen und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten gemeinsam zu analysieren. Die Home Movies bzw. Amateurfilme aus dieser Sammlung beschäftigten sich in unterschiedlicher Weise mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten: Teils machten Bäuerinnen und Bauern selbst ihre Betriebe, Felder, Wiesen und Weiden zu Filmschauplätzen. Andere Aufnahmen entstanden, wenn die Filmemacher*innen und -protagonist*innen „Urlaub am Bauernhof“ machten oder auf Fernreisen die lokale Bevölkerung bei der Heuernte, beim Pflügen und Dreschen beobachteten und diese Szenen in ihre familiären Urlaubserzählungen mit Spaziergängen, Badeausflügen und Obstmahlzeiten einbetteten.
Was in diesen Filmbeispielen dargestellt wurde, verstärkt wurde oder verborgen bleibt, steht vor dem Hintergrund der „Agrarrevolution“ der 1950er und 1960er Jahre, mit der auch in Österreich sinkende Beschäftigungszahlen einer großen Produktivitätssteigerung durch neue Technologien und den erhöhten Einsatz von fossilen Energieträgern, Mineraldüngern und Hochertragssaatgut gegenüberstanden. Welche landwirtschaftlichen Arbeitstechniken wurden zu dieser Zeit mit der Kamera begleitet? Wie wurde (vorgeblich) Traditionelles oder aus mitteleuropäischer Sicht Exotisches inszeniert, und welche Bedeutungen wurden den Nutztieren und Pflanzen, den Großgeräten, Traktoren und Mähdreschern zugewiesen? Lassen sich Entwicklungen des biologischen Landbaus und Stationen des umweltbewegten Aktivismus der 1970er und 1980er Jahre zu den Filmen in Beziehung setzen? Diese Aspekte sollen mit film- und diskurshistorischen Zugriffen, mit Blick auf (west-)europäische Kontexte und unter Einbezug anderer Quellengattungen wie den Ratgeber-Kolumnen und Reportagen in der niederösterreichischen Fachzeitschrift „Die Landwirtschaft“ untersucht werden.

 

Bilder: „Niederösterreich privat“,  Heuernte, Mostviertel, 1950er-Jahre.

Loading...