In vielen europäischen Bergregionen kam es im Verlauf des 20. Jahrhunderts zu einem tiefgreifenden Wandel. Die Berglandwirtschaft transformierte sich unter dem Druck der Agrarmodernisierung, während sich die Nutzung der Wasserkraft und des Tourismus ausweiteten. Zugleich etablierte sich der Naturschutz in einem längeren Prozess, in dem zu klären war, warum Berggebiete als schützenswert angesehen wurden und wie weit dieser Schutz gehen sollte.
Die strukturpolitischen Konzepte, die im Zuge dieser Transformation für die jeweiligen Berggebiete entwickelt wurden, und die Politiken ihrer Umsetzung unterschieden sich trotz vergleichbarer Problemlagen teilweise deutlich. Der Vortrag untersucht vergleichend die Entwicklung in den Bergregionen Österreichs und der Tschechoslowakei (mit Fokus auf die slowakischen Karpaten) im Rahmen einer Geschichte der europäischen Bergregionen. Analysiert wird dabei, inwieweit sich die genannten Faktoren der Transformation gegenseitig beeinflussten. Ziel ist es, nicht nur Ähnlichkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten, sondern auch Ansätze der Alpenforschung in Beziehung zur Erforschung von Bergregionen in Ostmitteleuropa zu setzen.
Martin Zückert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Collegium Carolinum – Forschungsinstitut für die Geschichte Tschechiens und der Slowakei in München. Er bearbeitet derzeit das DFG-Projekt „Grenzen der Erschließung. Staatliche Strukturpolitik in zwei europäischen Bergregionen im Systemvergleich (1945-1989)“.