Die Abwanderung von Menschen vom Land bzw. aus der Landwirtschaft wurde in den deutschsprachigen Ländern seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert unter dem Label “Landflucht” debattiert. Dabei zeigten sich rasch die Unzulänglichkeiten der amtlichen Statistik, die “Landflucht” zu bemessen. Zudem war “Landflucht” keine rein deskriptive Bezeichnung für Migrationsbewegungen; es handelte sich um einen normativen, in agrarromantische Diskurse eingebetteten ‘Kampfbegriff’. Diese Forschungsprobleme sowie Versuche, sie in den Griff zu bekommen, werden an der “Landflucht” im Deutschen Reich 1933 bis 1939, einschließlich der Reichsgaue der “Ostmark” 1938/39, diskutiert. Die Resultate dieser Studie korrigieren und ergänzen den bisherigen Forschungsstand und eröffnen weiterführende Perspektiven.